Sonntag. 09:00 Uhr. Tag zwei. Und Götzis erwacht. Leicht verkatert zeigt sich das Festivalge-lände nach dem Sturm, den es am ersten Tag erlebt hat. Ein Sturm von Simon Ehammer (SUI). Mit einem Sprung auf 8.45 m steht er nach fünf Disziplinen an der Spitze des Zwi-schenklassements. Dahinter König Damian Warner (CAN). Die Ränge füllen sich schnell, die Campingstühle werden aufgestellt und die obligaten Selfies mit den Athletinnen und Athleten gemacht.
Dann Hürdenlauf. Durchs Band gute Leistungen. Damian Warner gewinnt in sehr schnellen 13.48s, wenige Zentel vor den zwei Schweizern Simon Ehammer und Finley Gaio (SUI), die sich somit auch in der Gesamtrangliste auf den Rängen zwei und drei hinter dem Kanadier platzieren.
Vor dem Fachpublikum des Mösle-Stadions treffen danach die Königinnen bei frischen Temperaturen beim Weitsprung ein. Wenige Meter dahinter donnert zugleich Lindon Victor (GRN) den Diskus auf wahnsinnige 54 Meter und 85 Zentimeter. Beinahe Meeting Rekord. Und das nächste Ausrufezeichen!
11:45 Uhr. Es geht weiter. Weitsprung. Und weit ist das heutige Motto. Es wird gesprungen, geflogen und gejubelt. Die Gruppe A überzeugt mit drei Athletinnen über 6.40m. Ein wenig in deren Schatten wachsen die Athletinnen der Gruppe B über sich hinaus. Fünf neue persön-liche Bestleistungen. Eine davon für die junge Vorarlbergerin Chiara-Belinda Schuler (AUT), die 6.02 m weit springt. Genial.
Das Hypomeeting 2022 sollte stürmisch bleiben. Nach dem es super Leistungen gehagelt hat, braut sich ein Unwetter über dem Stadion zusammen. Windböen und erste Regentropfen können den Esten Maicel Uibo (EST) jedoch nicht davon abhalten 5.30 m im Stabhochsprung zu springen. Zudem egalisieren Damian Warner, Simon Ehammer und Finley Gaio ihre Bestleistungen und bieten dem dicht gefüllten Halbrund im Mösle-Stadion eine tolle Show.
Speerwurf. Die Frauen legen vor. Und wie! Anouk Vetter (NED) pulverisiert ihre Bestleistung und krönt sich mit 59.81m zur neuen Hypomeeting Rekordhalterin im Speerwurf. Wahnsinn! Damit kann sie sich vor dem abschliessenden 800 m Lauf von ihren Konkurrentinnen absetzen. Adrianna Sulek (POL) scheint die sichere Zweitplatzierte. Zwischen der Drittplatzierten Annik Kälin (SUI) und der auf Platz acht liegenden Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson (GBR) liegen nur deren 140 Punkte.
Jetzt wird es nass. Temperatursturz. 11 Grad. Wind und Regen. Doch Mehrkämpfer:innen bringt dies nicht aus der Ruhe. Holly Mills (GBR) stürmt im zweiten 800 m Lauf vorneweg und läuft mit 2:08 min zum eindrücklichen Disziplinensieg.
Der Deutschen Vanessa Grimm gelingt es durch ihren beherzten Auftritt im 800m Lauf die Schweizerin Annik Kälin vom Podest zu verdrängen. Auf dem zweiten Platz mit neuer Best-leistung positioniert sich Adrianna Sulek, die ein Punktetotal von 6429 erzielt. Ungefährdet und überragend krönt sich damit Anouk Vetter mit 6693 Punkten und neuer persönlichen Bestleistung, Nationalrekord und Weltjahresbestleistung zur 47. Siegerin des Hypomeetings.
Bei den Männern steht zu dieser Zeit die zweite Gruppe im Speerwurf im Einsatz. Der Kälte und Nässe trotzend, schleudert Niklas Kaul (GER) seinen Speer auf 69.29m. Die Aufholjagd des Weltmeisters nimmt auch heuer seine Formen an. Simon Ehammer wirft Bestleistung und hält sich Lindon Victor mit sieben Punkten Vorsprung vom Hals. Damian Warner seinerseits bewegt sich unaufhaltsam auf seinen siebten Hypomeeting-Titel zu. Unerreicht ist seine Konstanz auf höchstem Niveau in jeder einzelnen Disziplin des Zehnkampfes.
Als hätte der Wettergott Erbarmen mit den Zehnkämpfern, öffnen sich die Wolken kurz vor dem abschliessenden 1500m Lauf. Der Sturm legt sich. Mit dem Auftanken von letzten Sonnenstrahlen stellen sich 16 Könige zur letzten Disziplin auf und lassen ihre letzten Kräfte auf den dreidreiviertel Runden liegen. Niklas Kaul kann diesen Härtetest in 4:16min für sich ent-scheiden, noch vor dem Niederländer Rik Taam (NED), der mit 8246 Punkten zu einer neuen Mehrkampfbestleistung auf den sechsten Rang läuft. Unsere Deutschen Nachbarn Niklas Kaul und Kai Kazmirek (GER) schliessen den Wettkampf auf Rang vier und fünf ab und erfüllen damit die EM-Norm für München.
Dramatisch rettet sich der entkräftete Simon Ehammer auf den dritten Schlussrang. Neuerlich Schweizer Rekord im Zehnkampf. Ein Wahnsinns Kerl. Davor sichert sich ein unglaublich konstanter Lindon Victor mit eindrücklichen Würfen den zweiten Rang mit dem Gesamtscore von 8447 Punkten.
Damian Warner, zu keiner Zeit gefährdet, läuft in 4:38min seinem neuerlichen Triumph ent-gegen. Mit 8797 Punkten erzielt er eine Weltklasse Leistung. In welcher Manier er diese er-reicht, mit welcher Lockerheit er auftritt und wie elegant er diese Punktzahlen mittlerweile reproduziert, ist unerreicht. Ein wahrer Alleskönner. Ein Mehrkämpfer. Unser König.
©Swiss Track Check
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